Künstliche Intelligenz kann das Lernen nicht ersetzen

Ums „analoge“ Lernen kommen Altenas Schülerinnen und Schüler nicht herum, auch wenn sie sich mit Hilfe von KI-Programmen wie ChatGPT lange Texte problemlos zusammenfassen lassen können. Abgefragt wird am Ende erlerntes Wissen.

ChatGPT macht es möglich: Keine 30 Sekunden braucht die Künstliche Intelligenz, um zu erklären, was KI überhaupt ist und eine Info-Box mit 1500 Anschlägen zum Thema zu erstellen, wenn man sie darum bittet (siehe Infobox). Öffnet das nicht Tür und Tor für Lug und Betrug im heimischen Bildungswesen? Dennis Knebel, Schulleiter am Burggymnasium Altena, will mit seinem Kollegium an die Eigenverantwortung der Schüler appellieren: „Facharbeiten, die geschrieben wurden, ohne zu lernen, bringen den Schülern ja nichts, wenn sie in die Prüfungen gehen. Da dürfen die Geräte auch gar nicht genutzt werden.“

Altena/Halver – Künstliche Intelligenz (KI) hat nicht nur das Potenzial, das Bildungssystem für die Zukunft komplett zu verändern. Sie ist bereits dabei. Damit müssen Familien umgehen lernen, aber insbesondere Schulen, Universitäten und Unternehmen.

„Noch ist das Thema bei uns nicht spürbar. Wir haben aktuell keine Prüfungsformate, die für Missbrauch anfällig sind. Digitale Endgeräte sind darin nicht zugelassen. Anders ist das bei Facharbeiten, die über einen längeren Zeitraum auch zuhause geschrieben werden können. Da kann Künstliche Intelligenz natürlich als bequeme Abkürzung genutzt werden und wir werden im Kollegium Mittel und Wege erarbeiten müssen, so etwas zu erkennen und einen Umgang damit finden.“

Paul Meurer, Schulleiter am Anne-Frank-Gymnasium in Halver, bringt ein einfaches Beispiel an, wie Pädagogen Schummeleien enttarnen können: „Wenn eine Achtklässlerin eine perfekte Französisch-Arbeit abliefert, die sie weder vorlesen noch erklären kann, gibt es eigentlich nicht viel zu diskutieren.“ Meurer hat sich selbst einen TikTok-Account zugelegt. Ganz einfach, weil auf dem Portal die besten KI-Tools vorgestellt und erklärt werden, die sehr praktisch für Schüler sein können.

BGA-Schulleiter Dennis Knebel

BGA-Schulleiter Dennis Knebel  © Heyn, Volker

Dass Künstliche Intelligenz durchaus einen Nutzen fürs Lernen haben kann, schließt Dennis Knebel nicht aus: „Wir verschließen uns dem nicht. Schüler werden bei Recherchen, die Künstliche Intelligenz einschließen, eine engere Begleitung brauchen und auch mehrere Beratungsgespräche dazu, wie etwas zu erarbeiten ist. Ich will das gar nicht verteufeln, KI ist mit Sicherheit nicht nur nachteilig“, sagt der Altenaer Schulleiter. Dass sich die Burggymnasiasten aber auf sie verlassen, möchte er nicht. Ebensowenig möchte er ein Klima des Misstrauens schaffen. „Das Lernen kann nicht abgeschafft werden. Selbst mit den tollsten Programmen nicht. Denn spätestens in einer Prüfungssituation wird erarbeitetes Wissen abgefragt. Da kommt man nicht drumherum und das müssen wir Lehrer immer vermitteln.“

Möglich ist schon viel: Künstliche Intelligenz aus dem Internet kann die komplexe Mathe-Gleichung ebenso darstellen wie eine Note-1-verdächtige Präsentation für den Geschichtsunterricht. Die kundige Kunst-Interpretation und die Analyse im sozialwissenschaftlichen Bereich bedürfen nur wenige Mausklicks. Mit der Tastenkombination Copy&Paste ist die Aufgabe schnell erledigt – und der Nachmittag gerettet zum Chatten und Chillen, für Sport und Musik.

Bloß: Das Fremderstellen von Texten, die man anschließend dupliziert, um es anschließend als sein eigenes geistiges Eigentum weiterzureichen, ist fataler als der eigentliche Weg des Lernens – nämlich zu versuchen, etwas zu verstehen und zu verifizieren, um damit im günstigen Fall zu einem echten Lernerfolg zu kommen.

Schulleiter Paul Meurer in Halver geht einen Schritt, der vielen Schülern nicht gefällt: Hausarbeiten, früher selbstverständlich digital eingereicht, müssen jetzt verpflichtend verschriftlicht werden. Es ist der Versuch, dass Schüler ihre Arbeiten auf diesem Weg selbst hinterfragen. „Wir werden zu anderen Bewertungssystemen kommen müssen“, sagt Meurer. Auch Dennis Knebel kann sich vorstellen, demnächst noch mal die ein oder andere ergänzende mündliche Abfrage von Facharbeiten-Inhalten an der Schule einzuführen. „Viele Mittel können wir nicht selbst wählen, denn wir als Schule dürfen keine eigene Prüfungsordnung erstellen.“

In Halver ist für Ende September eine KI-Woche anberaumt für Lehrkräfte und Schüler, um Chancen und Risiken zu beleuchten und zu diskutieren. Paul Meurer will den zu erwartenden Durchmarsch der Künstlichen Intelligenz gesamtwirtschaftlich und -gesellschaftlich begleitet sehen – insbesondere mit Blick auf die Elternhäuser: „Je später wir uns damit beschäftigen, desto größer könnte das soziale Gefälle werden zwischen bildungsnahen und eher bildungsfernen Elternhäusern“, weist der Halveraner Schulleiter auf drohende Verwerfungen hin.

Text ohne Autor: Künstliche Intelligenz erklärt Künstliche Intelligenz

Die Bitte an ChatGPT lautete wie folgt: „Schreibe eine Info-Box mit 1500 Zeichen über Künstliche Intelligenz.“ Die Antwort erfolgte in weniger als 30 Sekunden und lautet wie folgt: „Die Künstliche Intelligenz (KI) bezeichnet die Entwicklung von Computern und Systemen, die in der Lage sind, menschenähnliches Denken und Verhalten zu simulieren. KI-Technologien ermöglichen Maschinen, Daten zu analysieren, Muster zu erkennen, Entscheidungen zu treffen und sich kontinuierlich an wechselnde Situationen anzupassen.

Arten von KI: Schwache KI (Narrow AI): Diese Form der KI ist auf eine spezifische Aufgabe oder ein bestimmtes Problem beschränkt, wie beispielsweise Spracherkennung oder Bildklassifizierung. Sie operiert innerhalb klar definierter Grenzen und kann nicht außerhalb ihres vorgesehenen Anwendungsbereichs agieren. Starke KI (General AI): Diese Art von KI wäre in der Lage, eine breite Palette von Aufgaben zu bewältigen und menschenähnliche Intelligenz auf verschiedenen Gebieten zu zeigen. Sie könnte eigenständig lernen, sich selbst verbessern und abstraktes Denken betreiben. Aktuell existiert noch keine echte starke KI.

Anwendungen von KI: Gesundheitswesen: KI kann medizinische Diagnosen verbessern, personalisierte Behandlungspläne erstellen und die Entdeckung neuer Medikamente beschleunigen. Autonome Fahrzeuge: KI ermöglicht es Fahrzeugen, ihre Umgebung zu analysieren und selbstständig zu navigieren, was potenziell Unfälle reduzieren und den Verkehrsfluss verbessern könnte. Finanzwesen: In der Finanzwelt kann KI Marktmuster erkennen, Betrugsversuche identifizieren und automatisierte Handelsentscheidungen treffen. Naturwissenschaften: KI unterstützt Forscher bei der Verarbeitung großer Datensätze in Bereichen wie Astrophysik, Genomik und Klimaforschung. Kommunikation: Chatbots und Spracherkennungssysteme nutzen KI, um menschenähnliche Interaktionen zu ermöglichen.

Herausforderungen: Ethik und Datenschutz: Die Nutzung von KI wirft Fragen zur Privat-sphäre, Überwachung und Verantwortung auf, insbesondere wenn es um die Verarbeitung sensibler Daten geht. Arbeitsplatzveränderungen: Während KI Prozesse automatisieren kann, könnten einige Arbeitsplätze überflüssig werden, was Umschulungen und Neuorientierungen erforderlich macht. Bias und Diskriminierung: KI-Systeme können durch fehlerhafte Daten oder Algorithmen Vorurteile verstärken und Diskriminierung perpetuieren.

Zukunftsaussichten: KI bleibt ein sich rasant entwickelndes Feld. Zukünftige Fortschritte könnten die Lernfähigkeit von Maschinen verbessern, natürliche Sprachverarbeitung vertiefen und die Interaktion zwischen Mensch und Maschine revolutionieren. Die Gesellschaft wird sich jedoch mit der Verantwortung auseinandersetzen müssen, KI-Technologien verantwortungsbewusst und ethisch einzusetzen, um das volle Potenzial der Technologie zu nutzen. Insgesamt verspricht Künstliche Intelligenz, unser tägliches Leben zu verändern und Branchen auf globaler Ebene zu beeinflussen, während sie gleichzeitig komplexe Herausforderungen mit sich bringt, die es zu bewältigen gilt.

Bild und Text: Florian Hesse, Ina Hornemann (AK)
Quelle: https://www.come-on.de/lennetal/altena/ki-kann-das-lernen-nicht-ersetzen-92485924.html (Zugriff am 31.08.2023)

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