27.07.2024, 19:06 Uhr
Von: Ina Hornemann
Lea Sukau reist in Kürze ab. Zwei Seminare in Berlin und Krakau stehen an, bevor es in die Internationale Jugendbegegnungsstätte Auschwitz geht. © Hornemann
Lea Sukau hat ihr Abitur mit einer Eins bestanden. Jetzt wartet das nächste Abenteuer auf die junge Frau: Für ein Jahr reist sie ins polnische Auschwitz.
Altena/Werdohl – Lea Sukau blickt fröhlich auf ihre Schulzeit am Burggymnasium zurück. Zwei Reisen mit Schulfreundinnen nach Rom und nach Kroatien hat sie jüngst unternommen, nachdem sich ihre täglichen schulischen Wege getrennt haben. Und die Werdohlerin zieht weiter: Am 30. August reist sie ins polnische Auschwitz, um ein Jahr im Dienst der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste in der Internationalen Jugendbegegnungsstätte zu arbeiten – mit einem Einserabitur in der Tasche.
Soziales Jahr in Auschwitz: Einserabiturientin Lea Sukau sitzt auf gepackten Koffern
Lea Sukau ist die Freude anzusehen darüber, dass ihr die Welt nun offen steht. Ihren Koffer für den Jahresaufenthalt in Polen packt sie ohne Druck. „Ich möchte danach Politikwissenschaften studieren. Am liebsten in Bonn“, berichtet die junge Werdohlerin. Diese Tür wird ihr offen stehen. In wenigen Tagen bricht sie zu je einem Seminar nach Berlin und Krakau auf, bevor ihr Freiwilliges Soziales Jahr in Polen beginnt. Lea Sukau wird dort Workshops durchführen, Stadtführungen machen und auch anfallende Büroarbeiten der Internationalen Begegnungsstätte erledigen. Und natürlich wird sie gestärkt und mit vielen neuen Erfahrungen nach Deutschland zurückkehren, um ihr Studium zu beginnen und danach womöglich in der großen Politik anzudocken.on aktivrenhlen und Fakten über den Märkischen Kreis
„Aber nicht in erster Reihe!“, betont die junge Frau lachend. In einem Ministerium zu arbeiten fände sie toll, aber nicht als Ministerin selbst. Ein Mandat strebt Lea Sukau nicht an, wohl aber eine interessante Arbeit in einem Ressort im Landtag oder im Deutschen Bundestag. Wohin die Reise geht, steht aber jetzt noch nicht fest.
Sechsmal gab’s die Note 1 im diesjährigen Abiturjahrgang des Burggymnasiums und Lea Sukau war eine jener Glücklichen, der diese Traumnote verkündet wurde. „Aber ich war spät dran, es geht ja alphabetisch nach Nachnamen und S kommt ja weit hinten. Aber ich habe mich unglaublich gefreut. Ich habe viel Arbeit reingesteckt in diese Endnote und es ist ein gutes Gefühl zu erleben, dass eine solche Anstrengung auch gewürdigt wird“, erklärt Lea Sukau.
Aktion Sühnezeichen: Lea Sukau reist für ein Jahr nach Auschwitz
Lehrer, die doch lieber eine schlechtere Bewertung abgeben, um noch mehr Leistung aus Schülern herauszukitzeln, kennt Lea Sukau durchaus. „Aber der Kelch ist an mir vorübergegangen. Ich wurde unterstützt und fair behandelt und benotet“, berichtet die 18-Jährige. Drei mal glatte 15 Punkte in allen schriftlichen Fächern und zwölf Punkte im Mündlichen – das war eine fantastische Leistung. Als Leistungskurse hatte Lea Sukau sich Englisch und Sozialwissenschaften ausgesucht. Das dritte Fach war Geschichte bilingual und die mündliche Prüfung absolvierte sie in Mathematik. Da bekam sie einen Vorbereitungsteil über Vektoren, den sie aufbereiten musste. Zudem wurden ihr zu anderen mathematischen Themen Fragen gestellt. „Die Prüfer wollen wissen, ob man die Methoden kennt, die zum Ziel führen. Vorrechnen musste ich niemandem etwas“, erklärt sie.
Richtig aufgeregt war Lea Sukau besonders vor jener mündlichen Prüfung. „Mit den Klausuren war ich ja deutlich besser vertraut, die schreibt man ja immer. Ich habe meine immer verwahrt und meine Lernkarten dann immer aufbauend ergänzt. Das war meine Methode, um das Einserabitur zu erreichen. Und auch Altklausuren von früheren Abiturprüfungen haben mir geholfen. So habe ich mich im Lernen gut anpassen können.“ Gepaukt hat Lea Sukau viel. Als sich in der Q1 abzeichnete, dass ein Einserabitur möglich sein würde, war das ein super innerer Ansporn. „Die Chance hat nicht jede und ich wollte sie dann gerne nutzen.“
Allerdings nicht so, um sich im Lernen zu verlieren. „Ich spiele seit neun Jahren Klarinette im Musikzug Versetal und das habe ich auch während der Abizeit gemacht, wenn nicht grade am nächsten Tag eine Klausur angestanden hat. Und wenn man am Wochenende auf Schützenfesten spielt, ist das ein perfekter Ausgleich, um den Kopf frei zu bekommen“, berichtet Lea Sukau lachend. Ein Freizeitausgleich sei auf jeden Fall wichtig – selbst bei einem so ambitionierten Ziel wie dem Einserabitur. „Wer nur noch dafür lernt, wird bekloppt. Dann hat man gar nichts davon.“ Also hat Lea Sukau alles richtig gemacht. Und ihre Familie ist wahnsinnig stolz auf sie.
Ohne Druck aus dem Elternhaus, dafür mit viel Fleiß und einem klaren Ziel vor Augen hat auch Lina Blumenkamp am Burggymnasium Altena ein 1,0-Abitur hingelegt. Nun möchte sie Biochemie studieren.
Bild und Text: Ina Hornemann (AK)
Quelle: https://www.come-on.de/lennetal/altena/in-auschwitz-einserabiturientin-lea-sukau-sitzt-auf-gepackten-koffern-fuer-ein-soziales-jahr-93205059.html (Zugriff am 14.08.2024)