10.07.2024, 14:00 Uhr
Von: Ina Hornemann
Katrina Schweer lädt die Batterien nach dem Lernmarathon im schönen Garten ihres Elternhauses auf. In wenigen Wochen beginnt ihr Pflegepraktikum. © Hornemann
Ihre Lernkarten und -pläne kann Katrina Schweer nicht mehr fürs Foto zur Verfügung stellen. Drei Wäschekörbe voll waren es, die sie entsorgte, als das Abitur in der Tasche war. Ihre Disziplin hat sich allerdings ausgezahlt: Auf dem Zeugnis für den höchsten Schulbildungsabschluss steht eine glatte 1,0. Mit dieser Note hat sich die 18-jährige Altenaerin selbst einen Traum erfüllt.
Altena – Jene Wäschekörbe zu entleeren und den Inhalt ins Altpapier zu geben war „wie ein Befreiungsschlag“ nach Jahren größter Selbstdisziplin. Katrina Schweer ist die glatte 1 auf dem Abiturzeugnis nicht zugeflogen. „Ich habe mir immer Lernpläne gemacht, mit eben jenen Karteikarten gearbeitet und auch die Anki-App genutzt, die beim strukturierten Lernen sehr hilfreich ist. Und ich habe auch freie Tage mit Lernpausen eingebaut. Ohne Freizeitausgleich ist es nicht zu schaffen“, erklärt Katrina Schweer.
Keine Garantie für den Studienplatz
Die 1 als Ziel hat einen guten Grund: Katrina Schweer möchte Medizin studieren. 1,1 lautete im vergangenen Jahr der aktuelle Numerus Clausus für das Studienfach im Wintersemester an ihrer Wunschuniversität Bochum. Und selbst für die glatten Einserabsolventen gibt es keine Garantie für die Studienaufnahme. Lediglich die Garantie, ins Auswahlverfahren zu kommen.
Das hat Katrina Schweer alles ins Rollen gebracht. Ihre beglaubigte Zeugniskopie ist eingereicht und nun steigt die Spannung. Viel Zeit zum Chillen gönnt sie sich nicht. Im August und September hat sie sich schon mal für zwei Monate zum Pflegepraktikum im Iserlohner Krankenhaus angemeldet, um schon mal einen Teil der insgesamt drei verpflichtenden Monate in der Tasche zu haben. Die wenigen freien Tage bis dahin sind nicht verplant: „Batterien aufladen“, erklärt Katrina Schweer. Am liebsten im wunderschönen Garten ihres Elternhauses, das sie auch während der Studienzeit gern weiterbewohnen möchte. Denn da ist ihre „Bubble“, der Lernort, der sie zum Erfolg gebracht hat. „Und ich bin ziemlich heimatverbunden“, ergänzt sie.
Medizin war übrigens eine ganze Weile nicht das erklärte Ziel von Katrina Schweer. „Ich hatte Biologie sogar schon nach der neunten Klasse abgewählt...“ Später mal im IT-Bereich arbeiten oder bei der Polizei, das konnte sie sich damals gut vorstellen. Aber in der Medizin liegt auch der Reiz im Feld der Pathologie. „Das finde ich wirklich spannend. Aber wer weiß? Ich muss das ausprobieren. Vielleicht werde ich am Ende doch Landärztin“, sagt Katrina Schweer schmunzelnd.
War der Weg bis hier her steinig? „Durchaus, aber nicht auf die fiese Art. Obwohl mir jemand in der Abizeitung auch den Titel Streber angedichtet hat.“ Bemerkungen, das klammert Katrina Schweer nicht aus, hat es durchaus gegeben während der Schulzeit. „Aber auch viele sehr freundliche Anfragen für Hilfestellungen. Ich selbst lerne am einfachsten für mich allein, aber am Gymnasium haben wir auch gemeinschaftlich unser Wissen gebündelt, um Prüfungen zu bestehen. Übrigens bin ich auch nicht aus jeder Klausur übermütig rausgegangen. Die Abiturprüfung im Mathe-Leistungskurs zum Beispiel habe ich mit einem richtig miesen Gefühl beendet.“
Aber dann kam der Tag, an dem die Noten verkündet und das Vorzeugnis ausgehändigt wurde. „Das war pure Euphorie“, schildert Katrina Schweer. „Ich habe den Lehrer im Überschwang sogar umarmt.“
Familie, Freunde und Bekannte freuen sich aufrichtig mit. Auch der Kampfsportlehrer in Hemer hatte Verständnis, als Katrina Schweer sich von den drei Trainingseinheiten pro Woche abmeldete, um sich den Traum vom Einser-Abitur zu erfüllen. „Komm danach wieder!“ sagte er. Und jetzt steht ihr die Welt offen. „Das ist ein wirklich gutes Gefühl!“
Bild und Text: Ina Hornemann (AK)
Quelle: https://www.come-on.de/lennetal/altena/wissen-in-waeschekoerben-katrina-schweer-ueber-ihr-abi-mit-traumnote-93177378.html (Zugriff am 14.08.2024)