Nachkriegszeit

Schlechte Zeiten,  gute Zeiten.

Während der Jahre der nationalsozialistischen Diktatur wirkte sich die wirtschaftliche Not auch auf die Schulen aus. Es herrschte Lehrermangel; Hilfslehrer wurden gegen geringe Besoldung angestellt. Die Folgen waren „Durchziehklassen“ und Schichtunterricht (23).

Abb. 16

Die Vorderfront des Realgymnasiums sollte sich bis in die  40er Jahre nicht verändern, jedenfalls nicht bis zu  jenem  Sonntag, an  dem  der Blindgiebel  samt Uhr zum Schulhof hinabstürzte. Der  Blindgiebel wurde danach durch ein Walmdach ersetzt.

 

Der durch seine überragenden Führungsqualitäten auch in seinem eigenen Lehrerkollegium schließlich anerkannte Direktor Friedrich Heyne wurde bereits am 31. August 1933 von den Nazis beurlaubt und vier Wochen später aus dem Schuldienst entlassen. Grundlage für diese ministerielle Entscheidung war das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“, welches u.a. vorsah, Beamte zu entlassen, die nicht die Gewähr boten, dass sie jederzeit rückhaltlos für den nationalsozialistischen Staat eintreten würden. Die Schulleitung des Realgymnasiums übernahm der von der Regierung ernannte Studiendirektor Passe. Er leitete die Schule gekleidet in Amtswalteruniform mit Revolver (13).

Im Jahre 1938 wurde aus dem 9-stufigen Gymnasium die 8-stufige „Oberschule für Jungen“. Arbeits- und Wehrdienst erhielten den Vorrang. Der Unterrichtsbetrieb kam im Frühjahr 1945 zum Erliegen. Aber schon gegen Ende des Krieges  waren in Altenas Schulen Einheiten der Wehrmacht und der SS oder aber, wie im Realgymnasium, ein Lazarett untergebracht.

 Abb. 17:  Der Pausenhof bekommt eine neue Asphaltdecke

Am 18.1.46 begannen die Gymnasien in Altena wieder mit dem Unterricht. Zwei Monate später wurde Studiendirektor Friedrich Heyne wieder die Verantwortung für das Jungengymnasium übertragen, vorübergehend auch für das Mädchengymnasium. Er hat diese Verantwortung bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1954 in anerkannter Weise wahrgenommen und dabei die Schule nicht nur in seinem Geiste geformt, sondern ihr über die Stadtgrenzen hinaus auch zu großem Ansehen verholfen. Dr. Rudolf Rühling, Direktor in den Jahren 1962, und 1964 bis 1975, dankte seinem geachteten Vorgänger zum 80. Geburtstag  mit den Worten „ Ergo tibi, Frederico Heyno, viro doctissimo et de gymnasio Altenae optime merito gratulor gratiasque ago ...“ ( „Also gratuliere und danke ich Dir, Friedrich Heyne, dem sehr gelehrten und sich um das Gymnasium Altena äußerst verdient gemachten Mann, ...“)

Zwei Millionen DM für Erweiterungsbauten

Die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg war gekennzeichnet durch eine rege Bautätigkeit auch im Schulsektor. Vor allem der starke Zustrom von Vertriebenen aus den Ostgebieten ließ die Bevölkerungszahl Altenas steil ansteigen, sodass der vorhandene Schulraum sehr bald nicht mehr ausreichte. Das Jungengymnasium erhielt in den Jahren 1956 bis 1960 drei Anbauten, zunächst einen Vorbau mit vier Klassenräumen („Flieger“) und zwei Anbauten zur Bergseite.  So entstanden damals ein Lehrerzimmer im Erdgeschoss und darüber Fachräume für die Fächer Biologie, Chemie und (unter dem Dach) Musik.

 
Abb. 18:  Erst seit dem Jahr 1961 verfügte das Gymnasium für Jungen über eine eigene Turnhalle.

In Verlängerung des Nordflügels entstanden eine Turnhalle, mehrere Klassenräume und zwei Fachräume für Physik. Wegen der gestiegenen Schülerzahl benötigte die Aula zusätzliche 150 Sitzplätze, damit sämtliche Schüler bei Veranstaltungen einen Sitzplatz erhalten konnten.

Nach langer Diskussion entschloss man sich dazu, die wertvollen Domglasmalereien an der Bergseite zu entfernen, die Fensteröffnungen zuzumauern (z. T. mit Glasbausteinen), um an der neu gemauerten Wand eine Empore für 150 Schüler einzurichten (6). An einem Samstagvormittag des Jahres 1960 würdigten hochrangige Vertreter  der Stadt Altena den gelungenen Umbau und die Anbauten des Schulgebäudes. Im Mittelpunkt der Feier stand die

Abb. 19:           Die umgebaute Aula im Jahre 1961

Festansprache, die Bürgermeister Malkus hielt. Er konnte Landrat Hesse, Oberkreisdirektor Feuring, zahlreiche Vertreter der Schule, der Kirchen, des Rates und der Verwaltung begrüßen. Nicht ohne Stolz wies Malkus darauf hin, dass für die Erweiterungsbauten zwei Millionen DM ausgegeben wurden.

Dies sei wegen der stetig steigenden Schülerzahlen notwendig geworden. Malkus nannte in seiner Rede auch konkrete Zahlen: Im Jahre 1904 zählte man 189 Schüler (davon 24% auswärtig), 240 Schüler im Jahre 1930 (davon 35% auswärtig), 350 waren es 1946 (davon 42% auswärtig), 400 Schüler in 1954 (davon 36% auswärtig), und 1960 besuchten das Jungengymnasium 440 Schüler (davon 43% auswärtig). Der hohe Anteil der auswärtigen Schüler zeigt, welche zentrale Bedeutung das Jungengymnasium in Altena damals für den Kreis Altena hatte.

Den Dank der Schulpflegschaft überbrachte Dr. Wefelmeier. Pastor Wolf, der im Namen der lutherische Kirchengemeinde Glückwünsche überbrachte, erinnerte noch einmal an die Zeiten der Rektoratsschule auf dem Dachboden der Lutherkirche.


Abb. 20        In der kurz vor dem Umbau befindlichen Aula wurden die An- und Umbauten des Schulgebäudes gefeiert.

1.Reihe von l: Bgm. Malkus, Landrat Hesse und OKD Feuring

Der Lehrer Hermann Voigt photographierte während der Feierstunde und dokumentierte mit seinem Schnappschuss vom Instrumentalkreis (Abb. 21) auch die Orgel mit den Gedenktafeln der im 1. Weltkrieg gefallenen jungen ehemaligen Gymnasiasten.


Abb. 21   

Die Feierstunde wurde vom Instrumentalkreis des Gymnasiums unter der Leitung von Studienrat Helmut Schott würdig umrahmt. Dem Ortschronisten Hermann Voigt ist es zu verdanken, dass von der Feierstunde und der alten Aula heute noch Photos existieren.

Aus der Festschrift zum 100-jährigen Bestehen des Gymnasiums: Günter Mähl; Altenas höhere Schule - Stationen und Begebenheiten. 2003, 22-25.

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